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Venedig Fussballclub: auch die Venezianer lieben diesen Sport
Obwohl Venedig nur knapp eine Viertel Million Einwohner hat, gibt es einen recht erfolgreichen Fussballclub, der die Lagunenstadt Heimat nennt: den FC Venedig! Aktuell spielt der Verein in der zweithöchsten italienischen Liga, der Serie B, aber nicht nur die Gegenwart ist spannend: wie fast alles, was aus Venedig kommt, hat auch der örtliche Fussballclub eine aufregende Geschichte zu erzählen.
Venedigs geflügelte Löwen in moderner Form
Wer schon einmal in Venedig war, der wird wissen, dass man in dieser Stadt immer wieder über das Symbol des geflügelten Löwen stolpert. Es ist der Markuslöwe, der so stark mit Venedig assoziiert wird, da in hier angeblich die Reliquien des Evangelisten Markus begraben sind. Kein Wunder, dass auch die venezianischen Fußballspieler mit dem Spitznamen „geflügelte Löwen“ versehen worden sind!
Fußball in Venedig: eine turbulente Geschichte
Nicht sicher, ob es noch einen anderen Fußballverein in der Welt gibt, der auf so viele Ups und Downs zurückblicken kann. Für die Fußballergemeinde in Venedig gab es in den letzten hundert Jahren viel zu feiern und mindestens ebenso viel zu beweinen, denn die großen Erfolge wurden immer wieder von finanziellen Problemen überschattet. Aber der Reihe nach.
Viele Namensänderungen!
Bereits im Jahr 1914 wurde offiziell ein Verein gegründet, damals jedoch unter dem Namen Venezia Football Club. Schwarz und grün waren die Farben, aber dieses Kapitel dauerte nicht lange an, denn bereits fünf Jahre später wurde der Verein mit anderen Fußballclubs vereint und der Name geändert in das viel italienisch klingende „Associazione Calcio Venezia“. Allerdings war das anscheinend immer noch nicht ganz passend, denn der Club wurde in den folgenden Jahren noch zwei Mal einer Namensänderung unterzogen und wandelte sich so weiter zum AC Venedig und schließlich zu „Serenissima“. Trotz diesem anscheinend heiß diskutierten Problem der Namensfindung wurde der Verein in den 1920ern berühmt, da es die Mannschaft ins Semifinale der italienischen Meisterschaft schaffte.
Beste Zeiten: die 1940er
Die wirklich großen Erfolge stellten sich jedoch dann in den 1940ern ein. Zum Beispiel wurde der venezianische Fußballclub einmal Dritter in der Serie A und holte ein andermal den „Coppa Italia“ Pokal nach Hause.
1987 wurde der Verein mit dem Club von Mestre verbunden, was eine weitere Namensänderung bedeutete: Venezia-Mestre hieß man nun, aber erst Ende der 90er Jahre schaffte man wieder den Aufstieg in die Serie A, die höchste Liga in Italien.
Dreimal bankrott und vier Neuanfänge
Leider ging es von hieran hauptsächlich bergab, denn der Verein rutschte immer tiefer in finanzielle Schwierigkeiten und war schließlich 2005 bankrott. Auch ein neu gegründeter SSC Venedig war nur wenige Jahre später wieder pleite, und ein abermals gestarteter Neuversuch endete im Jahr 2015, als der doch recht erfolgversprechende Anfang des FBC Unione Venedig wieder zahlungsunfähig wurde.
Daraus resultierte die Neugründung des noch heute bestehenden FC Venedig. Besitzer dieses Vereins ist, trotz der Tatsache, dass es sich um den venezianischen Fußballclub handelt, ein amerikanischer Unternehmer. Bis jetzt scheint dieses Arrangement jedoch gut zu klappen, denn der Verein konnte ein paar Mal erfolgreich aufsteigen und spielt nun, wie bereits erwähnt, in der zweithöchsten Liga Serie B.
Berühmte venezianische Fußballspieler
Wegen der Natur der Lagunenstadt ist selbstverständlich das Rudern die Sportart Nummer eins in Venedig, denn schließlich braucht man diese Fertigkeiten, einfach nur um von A nach B zu kommen. Fußball ist jedoch die zweitbeliebteste Sportart in Venedig, und es gibt einige venezianische Fußballspieler, die bis heute noch bekannt sind unter der Bevölkerung.
Pietro Serantoni
Dieser Venezianer ist eine der alten Fußball-Legenden Italiens, denn er war vor doch schon recht langer Zeit aktiv, zwischen 1928 und 1940. Obwohl er zunächst beim heimatlichen Fußballclub spielte, der zu dieser Zeit noch AC Venezia hieß, feierte er seine großen Erfolge als Mittelfeldspieler in den beiden Vereinen Milan und Turin. Mit jedem dieser beiden Vereine konnte er jeweils einmal den Sieg bei der italienischen Meisterschaft feiern. Aber auch auf internationaler Ebene war er erfolgreich: im Jahr 1938 wurde Italien Fußball-Weltmeister, mit Serantoni in der Nationalmannschaft. Auch einen Europapokal konnte sich die Nationalmannschaft mit Serantoni sichern. Wie viele top Fußballspieler, so war auch Serantoni später als Trainer aktiv.
Ivano Bordon
In Venedig geborene Fußball-Legenden laufen nicht immer dem Ball hinterher – manche sind auch Torhüter, so wie Ivano Bordon. Auch er blieb jedoch nicht in Venedig, sondern spielte auch bei Inter Mailand und wurde mit dem Verein gleich zwei Mal italienischer Meister. In diesem Verein hält er bis heute den Rekord aufrecht, denn er verzeichnete ganze 686 Spielminuten ohne Gegentor. Kein Wunder, dass er es so auch in die Nationalmannschaft schaffte, wenn auch „nur“ als Ersatztormann. So war Bordon Teil der beiden Weltmeisterschaften von 1978 und 1982. Später wurde er als Torwarttrainer sogar nach Deutschland geholt, als Teil des Trainings in der Vorbereitung für die Weltmeisterschaft 2006.
Carolina Morace
Nicht nur die venezianischen Männer haben es drauf beim Fußball: mit Carolina Morace brachte die Lagunenstadt eine der besten Fußballerinnern ihrer Zeit hervor, die bis heute noch als Trainerin auf der ganzen Welt aktiv ist. Moraces Laufbahn ist wirklich bemerkenswert: bereits mit 14 war sie in der Nationalmannschaft, schoss ihr erstes internationales Tor mit nur 15 Jahren und gewann elf Mal in Folge die italienische Meisterschaft mit verschiedenen Vereinen, bei denen sie spielte. Insgesamt erzielte sie mehr als 500 Tore allein in den Spielen der italienischen Meisterschaft. Dazu kommen noch 105 Tore in 153 Länderspielen – damit hielt sie lange Zeit einen Rekord aufrecht.
Später, als sie selbst nicht mehr aktiv spielte, wurde sie als Trainerin aktiv. Sie trainierte die italienische Nationalmannschaft und die Jugend, und zeitweise war sie auch die erste Frau, die eine Profimannschaft der Männer trainierte. Auch im Ausland arbeitete sie als Trainerin: in Kanada, Australien, Papua Neuguinea und Trinidad und Tobago. Aktuell trainiert sie die Frauenmannschaft von Mailand.